Wandern La Gomera: 40km, 2 Tage – quer über die Insel
Nach dem wir schon ein paar Wochen in der Marina San Sebastian auf La Gomera liegen und die Langeweile uns einholt, plane ich eine 2 Tagestour quer über die Insel. Wir starten in San Sebastian und kommen am nächsten Tag in Valley Gran Ray an. Ganze 40km und 2000 Höhenmeter ist schon eine Hausnummer, vor allem für jemanden, der mit Wandern überhaupt nichts am Hut hat – also mein Couchpotato Julia.
Die Planung war etwas komplizierter als gedacht. Denn wir mussten unsere Route abändern, um auf dem einzigen Campingplatz der Insel unser Nachtlager aufzuschlagen. Wegen des Naturschutzgebiets auf La Gomera ist Wildcampen überall verboten.
Wir hatten ja leider schon in La Palma zum Lockdown Bekanntschaft mit den Behörden gemacht und wollten das auf jeden Fall vermeiden. Zum anderen gab es auf der eigentlichen Route keine Möglichkeit Proviant einzukaufen. La Gomera ist sehr dünn besiedelt und man kann die Ortschaften an einer Hand abzählen. Deswegen war der kleine Umweg zum Campingplatz auch wegen der Nahrungsaufnahme ein Muss. Also mussten wir zusätzlich zu unseren normalen Gepäck noch Zelt, Isomatten und Schlafsäcken einpacken – Marschgepäck somit …..Kilo.
TAG 1 - AUFSTIEG VON DER OSTSEITE
Nach einem Kaffee und einer Katzenwäsche ging es dann um 8 Uhr mit gemischten Gefühlen los. Ist die Tour nicht schwer für die Julia, passt meine Exit Strategie wenn was sein sollte und gleich Zeitig die Vorfreude was wir auf der Tour erleben werden. Alle die wir bis jetzt getroffen haben schwärmten von Landes inneren und dem Urwald. Das Wetter war diesmal auf unserer Seite. Für heute und morgen sind Wolken angesagt das erleichtert den Aufstieg ungemein, weil laut Route kommen wir erst gegen Spätnachmittag im Wald an wo wir dann von der Sonne geschützt wären.
Nach ca. 5 Kilometer (600HM) auf gut befestigter Straße und Wegen, kann man der Teide und seiner ganze bracht sehen. Hier fällt mir ein Spruch ein den ich mal gehört habe, den die Einwohner von La Gomera pflegen. Teneriffa besitzt zwar den Teide, aber wir können ihn dafür sehen. Für mich ein besonderer Moment, weil er noch ganz oben auf meine Liste steht. Ich will nämlich vom Meer aus also bei 0HM komplett die 3700HM in einer Tour bewältigen.
Die nächsten Kilometer haben wir eine angenehme Steigung und der gut ausgebaute Weg schlängelt sich durch die wunderschöne Landschaft, die Vegetation verändert sich alle paar Kilometer. Wir sehnen uns aber nach so vielen Steinen endlich nach dem Urwald von La Gomera. Aber irgendwie taucht er nicht auf. Sondern nach jeden erklommen Berg baut sich danach der nächste Berg auf. Trotz der Bewölkung spürt man die Sonnen kräftig auf der Haut und wir legen öfters eine Pause ein. Wir glauben dass diese Rute nicht von allzu vielen Menschen genutzt wird. Wir haben bis jetzt nur einen Trailrunner gesehen.
Nach etwa 12km kommt man in einem kleinen Dorf raus. Dort befindet sich auch ein großer Picknick Platz der aber leider während Corona sehr verweist ist. Aber wir können uns gut vorstellen wie es hier vor einem Jahr ausgesehen haben muss. Es sind extra Grillplätze in einem Hausangelegt. Es gibt viele Sitzgelegenheiten und einen Brunnen (Leider kein Trinkwasser) gibt es auch. Nach einer kleinen Rast geht es auch für uns weiter. Jetzt ist es nicht mehr weit bis wir in Wald kommen.
Bei Kilometer 15 haben wir den Höchsten Punkt auf unserer Tour erreicht (1200HM). Ab jetzt geht es für den heutigen Tag mehr oder weniger nur noch Bergab Richtung Campingplatz.
Jetzt ist es endlich soweit. Wir haben den Urwald erreicht. Man taucht direkt in eine wunderschöne grüne Oase sein. Wenn man nicht aufpasst, vergisst man gleich das man sich auf einer Insel im Atlantik befindet und nicht irgendwo im Voralpenland. Die Route ist eine der Hauptwanderstrecken und deswegen ist auch sehr gut ausgebaut und verstreut sind einige Picknick Plätze und Brunnen angelegt. Unsere Stimmung ist super. Trotz der Höhenmeter und der Länge der Strecke geht uns beiden ausgezeichnet.
DIR ETWAS ANDERE NACHT AM CAMPINGPLATZ
Nach ca. 8 Stunden haben wir es endlich geschafft und hab unser Ziel den Camping in mitten des Urwald erreicht. Der Empfang war nicht den man sich gewünscht hat. Die Camping Leiterin würde ich eher mürrisch und auf gar kein Bock auf irgendwas beschreiben. Nach dem wir Formalitäten erledigt hatten ging es dann ins Restaurant. Auch hier hat Corona seine Spuren hinterlassen. nur jeder zweite Sitzplatz darf besetzt werden und auch sonst ist der Campingplatz eher leer. (Bis jetzt noch)
Ein absolutes Highlight ist die Freiluftdusche und wir müssen ehrlich gestehen, dass sie auch mit abstand die beste Dusche in den letzten Monaten war. Warmes Wasser und ein riesen Duschkopf wo endlich mal kein Rinnsal aus der Leitung kommt und der Blick über das Tal ist schon bemerkenswert, wenn dann auch noch die Wolken aufziehen bekommt das Tal eine ganz besondere Stimmung. Vom Vorabend selber gibt es nicht mehr viel zu erzählen wir haben unser Zelt aufgebaut und sind zur Abenddämmerung ins Bett gegangen. Die 25km spürten wir noch in den Beinen.
Um Mitternacht ist dann endlich wieder ruhe eingekehrt. bzw. versammelte sich die Sippe direkt neben unserem Zelt zu einem Mitternachtsimbiss und Umtrunk. Aber das störte uns dann nicht weiter uns übermannte dann doch die Müdigkeit und wir versanken in einen fast geruhsamen schlaf.
Am nächsten Morgen war Stimmung bei allen Beteiligten wieder ganz normal und füllten unsere Vorräte auf und machten uns dann um halb 10 wieder auf den Weg zu unseren zweiten Etappe.
TAG 2
Vom Camping Platz La Vista geht es die ersten Stunden wieder Bergauf. Laut Komoot ist das eigentlich die steilste und höchste Passage, aber trotz dieser Nacht und dem letzten Tag. Meistern wir den Aufstieg mit Links. Wir wissen nicht woran das liegt das wir gefühlt den Berg hochlaufen. Wahrscheinlich ist es diese Wunderschöne Natur, die sich in der Inselmitte wie ein verwunschener Ort anfühlt. Ich kann leider das nicht in Worte fassen, man muss hier selber einfach mal gewesen sein. Diese üppige Natur das saftige Grün. Das einzige was ein wenig schade ist, dass wir keine Tiere zu Gesicht bekommen der Wald wirkt wie ausgestorben. Auch keine Vögel die man zwitschern hört.
Mitten in unsere Etappe kommen wir an einem kleinen Dorf vorbei. Eigentlich das erste auf der ganze Tour. Wir nutzen das natürlich und eine Eis-Pause zu machen
Nach ca. 8 km hat man den höchsten Punkt der Tour erreicht. Ab dann geht es gemütlich Bergab Richtung Valley Gran Ray dachten wir zumindest. Der Weg schlängelt sich über verschiedene Bergekämme und es ist ein Wahnsinn wenn man Praktisch durch Wolken läuft. Am Bergkamm steigen die Wolken auf, das ist wunderschön anzusehen und man merkt auf der Haut die Kühle und das Wasser von den Wolken. Es wird alles leicht klamm aber das macht bei den Temperaturen gar nichts.
ABSTIEG MIT FOLGEN
Nach dem die Tour am zweiten Tag bis jetzt sehr leicht und gemütlich war. Kommt jetzt zum Schluss der Hammer. Der Abstieg nach Valley Gran Ray. Kurz vor dem Ziel müssen wir wieder runter auf Meereshöhe, leider ist das ob wohl es Bergab geht der schwerste Teil. Auf nicht mal 2km muss man fast 600 Höhenmeter überwinden. Die Strecke zieht sich über kleine Serpentinen den Berg runter. Der Weg ist zwar gut ausgebaut, aber überall liegt Geröll und lose Steinbrocken.
Die Julia kommt zum ersten mal an ihre Grenzen. Sie muss sich auf jeden Schritt konzertieren und nachdem die Kräfte zu neige gehen, verliert sie auf öfters den Halt und Rutsch auf dem steilen Weg aus. Jetzt steht Sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ihr Füße schmerzen und es ist keine Kraft mehr da. Sie hat Tränen in den Augen und ich weis nicht mehr wie ich ihr helfen kann. Es gibt kein zurück mehr, da muss Sie jetzt durch. Sie ist auch was das angeht sehr Stur ich wollte ihren Rucksack nehmen. Aber das wollte Sie auch nicht. Ich glaub Sie wollte das für sich alleine schaffen und so bin ich vor raus gegangen. Ich hab ihr immer gut zu gesprochen und gesagt jetzt kommt gleich eine flachere Stelle, gleich haben wir es geschafft, nur noch eine Kurve ich sehe die Straße ….
Nach zwei schier gar endlosen Stunden haben wir es das endlich geschafft wir sind im Tal angekommen. Mein Vorschlag ab jetzt ein Taxi zu nehmen wurde sofort abgelehnt. Jetzt hat Sie es bis hier her geschafft, jetzt schafft Sie auch noch den Rest der Strecke.
Die letzten 6km gehen fast ebenerdig in Richtung Meer. Leider konnten wir nach den Strapazen den Rest der Strecke gar nicht mehr so genießen. Der Wanderweg schlängelte sich an einem Berghang entlang. Es hatte ein bisschen was von einer Wehranlage wo man auf der Burgmauer entlang ging.
Der Weg dort hin war nochmal die letzte Prüfung. Nachdem uns die Nacht überrascht hat, mussten wir noch eine halbe Stunde an der Küste über Felse im dunkeln klettern, bevor wir dann endlich angekommen sind. Wir suchten uns eine Höhle stellten unser Zelt auf und unsere Augen schlossen sich schon bevor wir mit dem Kopf auf der Erde lagen.
EINE NACHT IN DER SCHWEINEBUCHT
FAZIT VON JULIA
Endlich hab ich´s geschafft! Julia ist mit dem Wandervirus infiziert. Ich bin sehr stolz auf meine Frau, dass das mit mir durchgezogen hat und immer noch mit mir spricht.