In unserem Törnbericht über Marokko möchten wir dir Einblicke geben und erzählen von unseren persönlichen Erfahrungen während der Fahrt.
Leider besuchen – unserer Meinung nach – immer noch viel zu wenig Segler diesen tolle Land. Darum haben wir diesen Törnbericht geschrieben um eventuelle Bedenken oder Vorurteile aus dem Weg zu räumen.
Natürlich hängt ein Marokko Törn auch von der eigenen Abenteuerlust ab. Es gibt nur wenige Marinas, das Leben, die Mentalität und Kultur ist eine völlig andere.
Aber nach unserer Route durch das Mittelmeer, war uns diese kulturelle Abwechslung sehr willkommen. In Marokko fühlte es sich für uns das erste so richtig nach Weltreise an.
Wir hoffen, unser Törnbericht begeistert dich, wie uns dieser unvergessliche Törn.
Törnbericht - der erste Stopp
Mit einem erleichterten Grinsen im Gesicht, die Straße von Gibraltar beim zweiten Anlaufen gemeistert zu haben, liefen wir in die moderne Marina „Tanja Bay“ ein. Ein motivierter, junger Marinero winkte uns schon von weitem zu und deutete auf den Zollsteg, an dem wir festmachen sollten.
Bei unserer Recherche über Marokko hatten wir über langwierige, nerv tötende Einklarierungsprozesse gelesen. Aber dem war nicht so. Alles ging schnell und professionell von statten!
Nachdem der Marinero beim Anlegen geholfen hatte, fragt er nach dem Kapitän und führte mich mitsamt den Pässen, Versicherungs- und Schiffspapieren zum Hafenbüro auf der gegenüberliegenden Seite des Stegs. Im ersten Büro begrüßte mich sehr herzlich eine fröhliche junge Marokkanerin und tippte zügig alle erforderlichen Daten in ihren Computer. Sie erklärte mir in perfektem Englisch alles Wissenswerte über den Hafen und die nähere Umgebung und händigte mir die Chipkarte (10 Euro Pfand) aus, die das vollautomatische Tor zum Steg und die Tür zu den Sanitäranlagen öffnet.
Ein Raum weiter war die Polizei untergebracht. Der Beamte erledigte die Schreibarbeit nicht so zügig aber dafür gewissenhaft und stellte Fragen über die Berufe der Crew und woher wir gerade kommen. Im dritten Raum empfing mich schon der Zollbeamte. Für ihn war wichtig zu wissen, ob wir Waffen oder Drohnen einführen.
Zurück an Bord, standen kurze Zeit später vier Herren vom Zoll und der Polizei an unserem Schiff.
„Schiffskontrolle“ sagten sie und stiegen unter Deck, schauten in ein paar Schapps und Kabinen. Mit einem wortlosen Nicken gaben sie uns zu verstehen, dass alles in Ordnung sei. Und so schnell sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Nur unsere Drohne, die wir zuvor beim Zoll angemeldet hatten, nahmen sie mit. „Die bekommen wir wieder, wenn wir auslaufen“.
Vor dem Ausklarieren sollten wir rechtzeitig im Büro Bescheid geben. Es dauert ca. 1-2 Stunden bis die Drohne ausgehändigt werden kann.
Da wir nur 2 Tage blieben, duften wir am Zollsteg liegen bleiben. Nachdem alles erledigt und die Lagertha sicher festgemacht war, marschierten wir los Richtung „Medina“ (Altstadt). Endlich waren wir angekommen in einer neuen, spannenden Welt – in 1001 Nacht.
Und dann kam alles anders - zum Glück!
Unsere Laune vor Casablanca.
In Mohammedia leben die herzlichsten Menschen
Der wortkarge Hafenmeister, der strenge Zollbeamte und zwei Helfer, die allesamt schon am Steg standen, waren nicht sehr glücklich uns zu sehen. Keine Ahnung warum? Es ist wohl besser, sich vorher anzumelden. Das konnten wir aber aufgrund unserer Notsituation nicht rechtzeitig.
Nach dem Anlegemanöver wurde die Stimmung bei den Jungs langsam besser. Als sie beim Einklarieren dann noch erfuhren, dass ich, eine Frau, der Eigner und Kapitän bin, machten sie große Augen, zeigten Daumen hoch und das Eis war endgültig gebrochen.
In den drei Tagen, die wir hier verbrachten, haben so wunderbare und herzliche Menschen kennengelernt. Ab diesem Zeitpunkt stand fest! Wir werfen unseren alten Plan über Bord und segeln weiter entlang der Küste um Land und Leute besser kennen zu lernen. Am Morgen des vierten Tages ging es bei strahlendem Sonnenschein und Rückenwind weiter nach El Jadida. Die Nachtfahrt war zu meiner Freude sehr entspannt. Kurz vor Sonnenaufgang sahen wir plötzlich viele kleine weiße Lichter die auf und ab hüpften. Was kann das sein? Als eines auf uns zukam, konnten wir es dann erkennen. Fischerboote! Im Zickzack-Kurs manövrierten wir die Lagertha durch den Parcours von Fischernetzen und Booten. Unsere Ziellinie war die Hafeneinfahrt von El Jadida, die wir pünktlich zum Sonnenaufgang durchliefen.
Ankern im Hafenbecken von El Jadida – gar nicht so einfach
Was will uns der wild gestikulierende Mann am Pier nur sagen? Wir verstanden erst nur Bahnhof. Dürfen wir hier vielleicht gar nicht bleiben und müssen weiterfahren?
Nach ein paar Minuten verstanden wir dann. Der Hafenmeister wies uns ein und bestand ziemlich kleinlich auf eine genaue Position im Hafenbecken, an der wir unseren Anker werfen sollten.
Gleich nachdem er sich in den schlammigen Boden eingrub und die Kette gut unter Spannung stand, ließen wir das Dinghi in Wasser. Rein ins Beiboot und ab an den kleinen Steg der Hafenmeisterei. Den Einklarierungskram erledigten wir mittlerweile wie alte Profis.
Hier gab es aber eine Besonderheit. Ich musste zusätzlich ein Wisch unterschreiben, auf dem stand, wie wir uns zu verhalten haben, z.B. das Schiff nicht unbeaufsichtigt zu lassen, da es wohl doch den ein oder anderen Langfinger gibt.
Mist! Wir wollten doch alle zusammen die Stadt erkunden. Ich bat den Hafenmeister darum, eine Ausnahme zu machen und er willigte ein. Er stellte einen Mitarbeiter ab, der für 2 Stunden ein Auge auf unsere Lagertha hatte. Super, es konnte losgehen mit der Erkundungstour.
Durch den Fischerhafen, mit seinen vielen bunten Bötchen vorbei am Checkpoint der Polizei, ging es Richtung Altstadt. Die alte Festungsanlage und das authentische Leben auf der Straße waren ganz nach unserem Geschmack.
Hippies, Hasch & gute Laune
Einige Yachten lagen schon in der Bucht vor Anker. Aber wir steuerten den Hafen an, um uns ohne Dinghi-Stress die Stadt in Ruhe anschauen zu können. Wo sollen wir denn hier zwischen den ganzen Fischerbooten nur hin? Hilfesuchend blickten wir uns um. Fast wären wir wieder umgedreht. Da deutete ein Mann auf die Stelle ums Eck der Hafenmauer. Dort lag ein altes, ausrangiertes Lotsenboot. An dessen Steuerbordseite bereits eine Yacht mit jungen Franzosen festgemacht hatte. Längsseits als „Päckchen“ verzurrt, gesellten wir uns dazu. Wir fanden Essaouira einfach zu schön um gleich wieder weiter zu segeln. Darum hängten wir noch einen Tag dran und ließen uns von dem besonderen Flair dieser Stadt verzaubern.
Der letzte Stopp
Am Mittag des dritten Tages liefen wir aus und nahmen Kurs auf unser letztes Ziel in Marokko – Agadir. Die Fender wurden eingeholt, die Segel gesetzt, der Autopilot gestartet und so schipperten wir die 70 Seemeilen gemütlich über den tiefblauen Atlantik.
Die weitläufige Bucht erspähten wir schon von weitem. Endlich da! Vorher mussten wir noch eine Fischerboot-Kolone durchbrechen, die allesamt vollbeladen auf dem Heimweg waren und eine Horde kreischender Möwen hinter sich herzogen.
Zum Glück ohne Kollision, fuhren wir vorbei am Fischerhafen, ein Stück weiter in den Yachthafen von Agadir.
Zur Abwechslung gab es hier wieder eine richtige Marina mit Fingerstegen und allem Drum und Dran. Moderne Shops und Restaurants reihen sich entlang des Hafenbeckens. Der neue, moderne Hafen ist für die Einheimischen the place to be. Sie sitzen in den Cafés, flanieren auf und ab und posieren für Fotos was das Zeug hält.
Beim Bau des Hafens hat der Architekt wohl die Sanitäranlagen vergessen. Anders kann ich mir die runtergekommenen Toiletten und Duschkabinen, die aussehen als wären sie einmal Gefängniszellen gewesen, nicht erklären. Aber zum Glück gab es warmes Wasser – das war die Hauptsache.
Drei Tage verbrachten wir in Agadir, entspannten und machten das Boot fit für unsere Überfahrt nach Lanzarote auf den Kanaren.
Fazit
Ein Segeltörn in Marokko ist ein Rausch für die Sinne und ein viel entspannterer und aufregenderer Weg auf die Kanaren. Wir haben keine schlechten Erfahrungen hinsichtlich Korruption, Diebstahl o.ä. gemacht – im Gegenteil. Vor allem bei den Behörden lief alles überaus korrekt ab. Die Bevölkerung ist sehr hilfbereit und freundlich.
Der Passatwind garantiert tolle Überfahrten die max. 2 Tage dauern bis du wieder an Land gehen kannst. Und in jedem Ort erwarten dich immer wieder neue, aufregende Eindrücke.
Marokko ist natürlich nicht mit den Standards in Europa vergleichbar, aber wenn du fremde Kulturen liebst, entspannt bist und den Einheimischen gegenüber aufgeschlossen, bist du im Land von 1001 Nacht genau richtig und herzlich willkommen.
Wir hoffen unser Törnbericht hat dir einen guten Einblick gegeben. Vielleicht sind sogar deine Bedenken beiseite geräumt und du entscheidest dich auch für einen spannenden Törn in Marokko.